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Grauenvolle Familientragödie in Irchwitz

 

Grauenvolle Familientragödie in Irchwitz

 

  - nach der "Greizer Zeitung" vom 17.Juli 1933 -

 

Vater, Mutter und Kind tot.

 

Die Nachricht von einer schrecklichen, kaum fassbaren Bluttat durcheilte gestern, Sonntagvormittag, wie ein Lauffeuer unseren Ortsteil Greiz-Irchwitz. In allen Straßen sah man Gruppen erregter Ortseinwohner beieinander stehen, die das blutige Drama besprachen, das sich in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag im Hause des Fleischermeisters Louis Merz in der Hainbergstraße abgespielt hatte. Der die väterliche Fleischerei im Pachtverhältnis betreibende Sohn des Besitzers, Rudi Merz, wurde mitsamt seiner Familie, seiner Frau (geborene Löffler aus Kleinreinsdorf) und seinem Kindchen mit durchgeschnittener Kehle im Bette tot aufgefunden. Als sich am Morgen von der sonst emsigen und schaffensfrohen Familie niemand sehen ließ und nach heftigem Klopfen an der Schlafstubentür alles totenstill blieb, holte man einen Schlosser herbei, der die Tür zur Schlafstube öffnete. Den Angehörigen bot sich beim Eintritt in den Schlafraum ein grausiger Anblick. Alle drei Familienmitglieder, Vater Mutter und Kind lagen mit durchgeschnittener Kehle in den blutdurchtränkten Betten. Der telefonisch herbeigerufene Stadtarzt und die Polizei stellten folgendes fest: Der durch den schlechten Geschäftsgang und andere widerliche Verhältnisse in wirtschaftlichen Schwierigkeiten geratene junge Geschäftsmann Rudi Merz hatte erst seine Angehörigen und dann sich selbst durch Durchschneiden der Kehle mit einem Fleischermesser getötet. Allen Einwohnern von Irchwitz ist unfassbar, wie ein solch heiterer und sonniger Mensch zu solch einem schrecklichen Entschluss kommen konnte. Es kann nur angenommen werden, dass ihn die auf ihn einstürmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten schwermütig machten, sodass er alle Widerwärtigkeiten des heutigen Wirtschaftslebens übersteigert sah und befürchtete ihrer nicht mehr Herr werden zu können. Das mag ihm schließlich den Sinn verwirrt haben. Frau und Kind der Not zu überlassen, widerstrebte ihm, und so kam er auf den unheilvollen Entschluss. Den Eltern beider Ehegatten wendet sich die herzliche Anteilnahme an diesem grenzenlosen Jammer zu.

 

Die Polizei berichtet:

 

Großes Aufsehen erregte am gestrigen Sonntagvormittag in Greiz-Irchwitz ein Doppelmord und ein Selbstmord in der Familie des Fleischermeisters Merz. Der 30jährige Fleischer Rudi Merz , der Fleischergeschäft führt, hatte während der Nacht seine 28jährige Ehefrau Ella geb. Löffler aus Kleinreinsdorf und sein zehn Monate altes Kind Hella Merz ermordet und dann Selbstmord verübt. Friedlich waren sie, wie die übrigen Angehörigen angaben, am Sonnabendabend 22 Uhr 30 in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer zu Bett gegangen, und es hatte niemand von der schrecklichen Tat etwas bemerkt. Als nun gestern Vormittag ein Freund des Merz an dessen Wohnung kam , um ihn zu besuchen, die Wohnung aber auch nach mehrmaligen Pochen nicht geöffnet wurde, und die im Haus wohnenden Eltern in den Geschäftsräumen eingroßes Schlachtmesser und ein neues Fleischerbeil vermissten, ahnten sie nichts Gutes und riefen einen, in der Nähe wohnenden Polizeibeamten hinzu. Dieser verschaffte sich durch Eindrücken eines Gazefensters Zutritt zu den von innen gut verschlossenen Räumen und fand die Eheleute Merz sowie das Kind tot in ihren vom Blut getränkten Betten vor. Die sofort herbeigerufene Kriminalpolizei konnte im Beisein des Herrn Dr. med. Schlick  einwandfrei feststellen, dass Merz  mit einem 39 Zentimeter langen und 3 Zentimeter breiten Schlachtmesser seiner Ehefrau und seinem Kinde, offenbar nachdem sie eingeschlafen waren, den Hals bis auf die Wirbelsäule durchschnitten und sich dann in sein Bett gelegt hat, um durch einen gleichen bis auf die Wirbelsäule gehenden Schnitt mit dem gleichen Messer sich das Leben zu nehmen. Die 3 Leichen wurden in die Leichenhalle nach Reinsdorf überführt. Wirtschaftliche Bedrängnis nach einem kürzlich verlorenen Prozess scheint die Ursache zur Tat zu sein.

 

 

 


 
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