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Wer sich von der Kreisstadt Greiz, im östlichsten Zipfel Thüringens auf „Schusters Rappen“ aus in südöstliche Richtung immer weiter bergauf bewegt, wird nach zirka Zwanzig bis Dreißig Minuten ziemlich erschöpft das Ortseingangsschild von Irchwitz erreichen. Schon dort hat sich aber sein steiler „Aufstieg“ über einen Höhenunterschied von ungefähr Einhundert Metern gegenüber der Kreisstadt Greiz gelohnt, denn von hier hat man bei entsprechendem Wetter einen einfach traumhaften Blick hin nach Kleingera in Richtung Süd - Westen, weiter über Noßwitz, den Höhenlagen von Elsterberg, Hohendorf, hinüber nach Obergrochlitz, das Hasental mit dem Tempelwaldsportplatz und Kurtschau. Dann schweift der Blick in Nord- Westlicher Richtung direkt auf Greiz und sein wunderbares, auf einem Berg mitten im Tal gelegenen „Oberes Schloss“. Etwas weiter nördlich fällt der Blick auf das von hier aus immer noch mit bloßem Auge erkennbare „Weiße Kreuz“. Wer genau schaut, kann das Greizer Krankenhaus erkennen. Nun bietet sich dem Betrachter weiter nördlich ein grandioser Blick auf Pohlitz, welches 1921 zusammen mit Irchwitz zu Greiz eingemeindet wurde. Unterhalb von Pohlitz ist deutlich die Greizer Brauerei zu erkennen. Dort kann man dann etwas östlicher den Ortsteil Aubachtal sehen, der einst zu Irchwitz gehörte. Noch etwas weiter findet der Blick noch Raasdorf und selbst Mohlsdorf ist noch gut zu erkennen.
Der kleine Ort Irchwitz hat noch alles was einen „ländlichen Charakter“ ausmacht: Eine Fleischerei, eine Bäckereifiliale, mehrere Handwerksfirmen, einen Ideenhof (Markt zur Innengestaltung) eine Schule, einen Kindergarten, zwei Lokale im Orts-inneren, ein Bistro, zwei Gartengaststätten, einen Frisör und selbst ein kleiner Spar- Markt trotzte bis vor einiger Zeit der großen Konkurrenz von Aldi, Kaufland und Co. Besonders erwähnenswert ist aber zweifelsohne die Erfolgsgeschichte der Gebrüder Löffler, welche hier in Irchwitz in einer alten verfallenen Scheune begannen einen Baustoffmarkt zu errichten und damit solch großen Erfolg hatten, dass sie weit über die Greizer Grenzen hinaus weitere erfolgreiche Filialen gründeten und bereits mehrmals den Irchwitzer Hauptsitz vergrößern mussten.
Bereits im Jahre 1392 wurde Irchwitz zum ersten Mal als „Jerochovicy“urkundlich erwähnt. Weitere detaillierte Daten zur Irchwitzer Geschichte kann man in unserem historischen Teil nachlesen. Bis zum 01. April 1921 nahm die erfolgreiche eigenständige Entwicklung von Irchwitz ihren Lauf. Von diesem Tag an wurde Irchwitz zu Greiz eingemeindet. Im Jahre 1945 wird ein Irchwitzer Haus gar von einer amerikanischen Granate zerstört, ein weiteres stark beschädigt. Auch diesem Ereignis haben wir ein eigenes Kapitel gewidmet.
In Irchwitz lebten und leben sehr viele interessante Menschen. So wird von einem reichen Sonderling namens Heinrich Ferdinand Göttling berichtet, welcher zwar Unsummen an Geld besaß, aber lebte wie ein armer Weber. Weiterhin zu erwähnen wäre der bekannte Sagen- und Heimatforscher Rudolf Schramm, der sich der Sammlung von Sagen unserer Heimat verdient gemacht hat, Lehrer Michaelis, ohne dessen fleißiges Sammeln Irchwitzer Daten das Wissen über Irchwitz heute weitgehend geringer ausfallen würde und in dessen „Fußstapfen“ Irchwitz.de gerne treten möchte um dieses Wissen für die „Ewigkeit“ zu erhalten. Nennenswert wäre außerdem auch der älteste Irchwitzer Max Jung, welcher ein stolzes Alter von 103 Jahren erreichte, der Komiker Felix Rapp, welcher seine Mitmenschen so fabelhaft erheitern konnte und natürlich die beiden Vagabunden Lieb und Finger, welche eine Höhle im Göltzschtal ihr Heim nannten. Interessant ist sicher auch das Leben des Papierfabrikanten Felix Günther, welcher durch sein soziales Engagement das Bild von Irchwitz maßgeblich prägte.
Besonders in der Zeit seit 1990 hat sich das Gesicht von Irchwitz sehr positiv entwickelt. So manches verfallene, gar unbeachtete Gebäude hat sich mittlerweile zu einem kleinen „Schmuckstück“ entwickelt. Das Neubaugebiet „Am Kleinen Zieger“ hat viele „Häuslebauer“ nach Irchwitz „gelockt“ und so wurde dort ein idyllisches Wohngebiet geschaffen. Der Irchwitzer Kindergarten „beherbergt“ inzwischen so viele Kinder, dass es schon beinahe schwer wird, sein Kind dort unterzubringen. Ein sehr trauriges Kapitel stellt hingegen das Schicksal der Irchwitzer Schule dar. Nach über 120 Jahren Schulgeschichte wird auf Grund des Beschlusses unfähiger Kommunalpolitiker die Irchwitzer Realschule geschlossen.
Eines bleibt aber sicher: Viele Wege führen nach Greiz, aber keiner dabei an Irchwitz vorbei.
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