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Sandmeer, Kiefernmeer, nichts mehr

 - von einem Irchwitzer, der auszog sein sozialistisches Heimatland verteidigen zu müssen -

 

Vorwort 

 

Irchwitz, im November 2005

 

15 Jahre ist es nun schon her, dass ich von meinem unfreiwilligen Ausflug zur Landesverteidigung der DDR zurückgekehrt bin, 15 Jahre, in denen man denken sollte, dass man Unangenehmes vergisst oder verdrängt. Leider kann davon keine Rede sein, und teilweisen sind die Gedanken an diese Zeit so frisch als wäre dies alles gerade erst passiert. Noch jetzt träume ich nachts davon, schon wieder eingezogen worden zu sein, einmal zur NVA und dann auch schon mal zur Bundeswehr. Immer wieder wache ich dann schweißüberströmt auf und bin wahnsinnig froh, in meinem Bett zu liegen, im Kreise meiner Familie, und nicht in einem grauen Stahlrohrbett, unter einer blau-weiß- karierten Bettdecke mit Graudecke am Fußende, welche den Schriftzug „NVA“ trägt. Dies ist eine Geschichte über ein verlorenes Jahr meines Lebens. Ein Jahr, in dem sich nicht nur mein Leben rigoros veränderte, sondern ein Jahr in dem auch unsere Gesellschaft durch die Wende massiv verändert wurde, während man mich hinter Stacheldraht „gefangen“ hielt. Warum schreibe ich die Geschichte nun eigentlich auf? Nun ganz sicher nicht, um diesen militärischen Blödsinn zu beschönigen. Aber es ist nun mal einfach so, dass man bei Feierlichkeiten in der Familie und im Freundeskreis, einfach ständig wieder auf das Thema Armeezeit kommt, und dieses natürlich von den Männern stundenlang ausgekostet wird, bis die Frauen ganz genervt sagen: „Na da muss es euch aber verdammt gut gefallen haben…!“ Gefallen hat es dabei wohl keinem so richtig, im Gegenteil, aber man erzählt wohl so gern davon, weil man es unter derart widrigen Bedingungen geschafft hat, durch ein klein wenig Improvisation ein Stück Lebensqualität zu behalten. Oft wurde ich beim Erzählen einiger Episoden meiner Armeezeit aufgefordert: „Schreib doch die Geschichte mal auf!“ Darauf antwortete ich immer mit: „Später mach ich das bestimmt mal!“ Die Erfahrung zeigt aber, dass es ein „Später“ dann nicht gibt und man am Ende doch nichts aufschreibt. So schleppe ich den Gedanken mit dem Aufschreiben nun schon seit Jahren mit mir herum, ohne ihn auszuführen. Außerdem gibt es da noch zwei Kartons mit zirka 500 Briefen, welche ich während meiner Zeit in Jänschwalde- Ost fein säuberlich gesammelt und durchnummeriert habe. Irgendwie wäre es doch sehr schade, wenn deren Inhalt in den Kartons für immer „vergammeln“ würden. Besonders interessant sind dabei die über 100 Briefe welche ich meinen Eltern in der Zeit schrieb. Sie helfen mir die Gedanken zeitlich wieder zuzuordnen.

Die Geschichte „Sandmeer, Kiefernmeer, nichts mehr“ ist die Geschichte eines Neunzehnjährigen, ohne jegliches Selbstvertrauen, welcher in tiefster DDR- Zeit zur Armee gezogen wird und nach der Wende in ein völlig verändertes Deutschland zurückkehrt. Ein Jahr, in welchem ihm auf jeden Fall der sprichwörtliche Ordnungssinn, welcher die Armee angeblich jedem Rekruten anerzieht, nicht lernte (das geschah erst später im Leben mit zunehmender Lebenserfahrung). Dafür aber lernte er viele unterschiedliche Charaktere kennen, was später dazu diente Menschen besser einschätzen zu können. Vor allem aber lernte er, in den ersten Tagen seines Dienstes aus Hunger alles zu essen. Mehr dazu aber in der Geschichte…

 

 

 

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