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Sandmeer, Kiefernmeer, nichts mehr

 - von einem Irchwitzer, der auszog sein sozialistisches Heimatland verteidigen zu müssen -

 

 Kapitel 5 – Abendbrot und ab ins Bett!

 

Bläulich schimmern die Straßenlaternen über der holprigen Betonplattenstraße. Noch ist es nicht vollständig dunkel. Die Zugführer laufen wieder aufgeregt hin und her, scheinen immer und immer wieder durchzählen zu wollen, dass auch ja niemand fehlt. Innerlich könnte es mich zerreißen. Langsam beginne ich zu begreifen, dass ich nun Gefangener des eigenen Staates bin. Von nun an habe ich keine eigene Meinung mehr, werde nur noch von diesen Uniformträgern nach belieben hin und her geschupst. Nicht mal zum Essen kann man hier ohne Begleitung gehen! Komischer Verein! Hinter uns haben sich wieder Menschenmassen an den Fenstern versammelt. Maßbänder rollen erneut fast bis zur nächsten Etage hinunter. Das muss ein außerordentlich amüsantes Hobby der zukünftigen Entlassungskandidaten sein. Ihre Gesichter leuchten voller Freude. Die gleichen Sprüche dringen von oben herab. Nichts erreicht unsere Ohren, was wir nicht bereits vorher schon einmal gehört hätten. Die Wirkung allerdings ist nicht weniger schlimm als bei der Ankunft. Manche Sprüche wirken regelrecht feindselig. Was haben wir denen getan? Wir können genau so wenig für unsere Anwesenheit hier, wie die da oben. Die Angst und die Unsicherheit werden immer größer. Die Meisten ziehen es vor, den Kopf einzuziehen und alles an sich abprallen zu lassen. Was will man sonst auch tun? Der Oberleutnant läuft an den in Reihe stehenden Soldaten entlang. Mit einer freudigen Genugtuung betrachtet er jeden einzelnen. Er hat es weiterhin nicht eilig, aber weiß, dass der Hunger langsam die Mägen zum Knurren bringt. Auch ich fühle ein mir bis dahin fast unbekanntes Gefühl. Als ziemlich schlechter Esser komme ich ja mit relativ wenig aus. Meine letzte Mahlzeit waren allerdings nur ein paar Wurstbrote in der Mittagszeit. Aus Furcht vor dem, was da wohl auf mich zukommt, hatte ich sowieso keinen Hunger. Nun könnte langsam mal etwas den Bauch füllen, mir ist schon fast ein wenig übel. „Kompaniiiiiie, stillgestanden!“ Der Oberleutnant brüllt schon wieder. Sind wir schwerhörig? Wieder beginnt der Zug sich zu richten. Widerwillig werden die Oberkörper aufgerichtet. Noch geht alles entsprechend langsam und ungleichmäßig. „Im Gleichschritt marsch!“ Der Zug setzt sich in Bewegung, aber von Gleichschritt ist nichts zu verspüren. Bei den Ersten im vorderen Bereich klappt es ja noch einigermaßen gut, allerdings schon nach dem zehnten Mann kommen die Schritte völlig durcheinander. Man strauchelt, stolpert, hüpft. Bei diesem Anblick könnte man fast ein lautes Lachen von sich geben. Es ist ein Jammer, was sich hier die Betonstraße entlang schiebt. Ich laufe, marschiere fast ganz hinten. Hier kommt schon gleich gar kein Gleichschritt an. Einige versuchen den zu langen Schritt durch kürzere auszugleichen und beginnen zu hüpfen wie Benni von der Olsenbande. Der Oberleutnant stoppt den Trauerzug. „Genossen Soldaten, sind Sie absolut nicht in der Lage Gleichschritt zu halten? Das kann doch nicht so schwer sein, schließlich haben Sie das doch im Wehrdienstlager alle schon gelernt! Die Gesichter, welche er anspricht bleiben stumm und unbeweglich. Mit einer anderen Reaktion hat er allerdings auch nicht gerechnet. „Ha, Wehrdienstlager! Den Mist musste ich nicht mitmachen, da bin ich erfolgreich drum herum gekommen!“ denke ich. Das wird aber wohl im Augenblick und auch später keinen interessieren, also behalte ich es für mich. Noch einmal das Ganze. „Kompaniiiiiie, im Gleichschritt marsch!“ Genau so schwerfällig setzt sich der Zug in Gang und erneut kommt kein synchroner Marschschritt zustande. Ein scheinbar hochrangig dekorierter Offizier kommt entgegen. Die Zugführer und auch der Oberleutnant reißen sofort die Hände an die Mütze. Der Unbekannte grüßt weit weniger zackig, eher gelassen. Langsam dämmert es in den Köpfen der zukünftigen Landesbeschützer. „Da war ja noch etwas. Ach ja – grüßen!“ Langsam und unmotiviert wandern die Hände an die mehr oder weniger schief sitzenden Käppis. Der reichlich geschmückte Offizier nimmt sich den Oberleutnant zur Seite. Beide tuscheln irgendetwas. Es wird genickt. Der Unbekannte grüßt erneut und setzt seinen Weg fort. Instinktiv gehen bei den Soldaten auch die Hände erneut ans Käppi. Das war wohl diesmal alles richtig. Holzmann scheint nichts auszusetzen zu haben. Der Weg geht weiter, weiter Richtung Speisesaal. Der Speisesaal ist ein hell beleuchteter Flachbau aus den üblichen Betonplatten gefertigt, wie es die DDR- Führung gern zu repräsentativen Zwecken als modern und zweckmäßig anpreist. Nach vorn zur Straße sind große Glasfenster zu sehen. Vor der zweiflügeligen Eingangstür wird der Zug erneut zum Halten gebracht. Die Zugführer öffnen die Türen. Der Einmarsch in die heiligen Hallen der Verpflegung beginnt. Die ersten stehen bereits ganz vorn an der Theke. Von weitem kann man die mürrischen Gesichter des Küchenpersonals erkennen. Weit vor dem Erreichen des eigentlichen Essensempfangs komme ich zum Stehen. Nun geht es nur noch in ganz kleinen Schritten vorwärts. Stück für Stück geht es voran. Umso länger es dauert, umso gespannter bin ich auf die reichhaltige Mahlzeit, welche auf mich wartet. Ich kann es kaum noch erwarten. Der Magen schlägt bereits Purzelbäume. Von einem Stapel werden die noch leeren Teller entnommen. Sie bestehen aus beige farbiger, zerkratzter Plastik und haben Vertiefungen, welche zur Portionierung dienen sollen. Vor allem aber sind sie unheimlich groß – da passt was drauf und eine große Portion zu Essen kann ich im Augenblick wirklich gebrauchen. Nur noch wenige Meter trennen mich von den erlesenen Speisen, welche mir die NVA da wohl darbietet. Noch zwei Leute vor mir, noch einer. Ich bin dran, halte meinen Teller nach vorn und kann es nicht fassen, was ich zu sehen bekomme. Zwei winzige dünne Scheiben Graubrot werden auf meinen Teller gelegt. Durch die Poren des Brotes ist deutlich der zerkratzte Boden des Plastiktellers zu erkennen. Fragend schaue ich den Küchensoldaten von der Ausgabe an. Ihm bin ich anscheinend völlig egal, er macht hier nur seinen Job und das auch nur so gut wie irgendwie nötig. Außerdem sieht er mürrisch aus. Überstunden wegen unserer verspäteten Ankunft, wer macht das schon gern? Zwei Scheiben Wurst klatschen auf den Teller. Ursprünglich waren sie wohl einmal rosafarben. Davon ist allerdings nicht mehr viel zu erkennen. Ein sanfter Grauton auf der Wurst lässt ahnen, dass sie sich wohl in den nächsten Stunden ins grünliche färben würde. Zur Wurst gesellt sich noch ein Stück Butter. Es ist so groß wie zwei Stück Würfelzucker nebeneinander gelegt. Ich warte darauf, dass mir noch etwas mehr auf den Teller gelegt wird, aber Fehlanzeige. Der Blick des „Küchenmeisters“ spricht für sich. Hier gibt es nichts mehr. Neben der Essensausgabe stehen die Kästen mit Besteck. Ich lange nach einem Messer und einer Gabel. „Wenigstens kein Alubesteck!“ denke ich, suche von der Essensausgabe aus nach einem freien Platz und setze mich zu einigen unbekannten Soldaten an den Tisch. Alles wirkt hier kalt und unfreundlich. Die Tische haben keine Tischdecke. Die Fenster haben wohl noch nie Gardinen gesehen und der gesamte Raum ist mit grellem, unangenehmem Neonlicht geflutet, welches den hässlichen Anblick der sich schon beinahe wellenden Fleischwurst verstärkt. Fragend schaue ich auf den Teller. Wo fange ich denn bei dem reichhaltigen Angebot mit Speisen an? Erst mal die Butter auf die Bemme. Die Butter teile ich exakt in der Mitte um sie schön gleichmäßig auf beide Schnitten zu verteilen. Die erste Hälfte verstreicht sich auf dem winzigen Stück Brot, so dass gerade so die Poren gefüllt sind. Eine Scheibe der unappetitlichen Wurst landet auf dem Brot. Ich säge sie mit dem Messer so zu Recht, dass zumindest halbwegs ein Großteil der Brotoberfläche mit Wurst belegt ist. Die Brotscheibe noch einmal in der Mitte geteilt und ein großer Biss. Nicht gerade ein Hochgenuss, aber mit dem entsprechenden Hunger schmeckt sogar die „Wellwurstbemme“ einigermaßen. Eine halbe Scheibe Brot ist bereits im Magen gelandet, da höre ich einen der Zugführer schreien: „Ausbildungskompaniiiie, stillgestanden!“ „Was soll denn das jetzt mitten beim Essen?“ Nur sehr widerwillig stehe ich auf, die anderen kommen genau so schwer von den Stühlen hoch. „Essensreste in die dafür bereitgestellten Kübel, Teller und Besteck an die Abgabe! Anschließend angetreten!“ Überall sind fragende Gesichter zu sehen. Selbst diejenigen, welche als erste in den Speisesaal einmarschierten, haben ihre winzigen zwei Schnitten noch nicht aufgegessen. Das kann doch nicht wahr sein! Die Zugführer schauen nicht so, als ob dies gerade ein Witz gewesen wäre. Keiner traut sich zu widersprechen und so wird sich an den Kübeln wieder angestellt um das gerade erhaltene Essen wieder wegzuschmeißen. Einige versuchen noch schnell in das bereits geschmierte Brot zu beißen, doch die Zugführer fahren dazwischen. „Sofort aufhören, die Essenszeit ist um, da müsst ihr euch schon mal ein bisschen beeilen beim Essen!“ Verzweiflung macht sich breit. Keiner ist satt! Es wäre wohl wahrscheinlich auch keiner satt geworden, wenn man hätte aufessen können. Nun haben allerdings alle zwar nichts zu Essen, aber dafür eine ordentliche Portion Wut im Bauch. Trotzdem gehorchen sie dem Befehl und stellen sich mit knurrenden Mägen zurück in die Reihe. „Kompaniiiie, stillgestanden!“ „Im Laufschritt marsch!“ Der Befehl hallt laut im Speisesaal. Ach so, nun auch noch rennen, um die überschüssigen Pfunde abzubauen, welche man sich bei der Einnahme des halben Stück Brotes angesammelt hat? „Die sind doch alle nicht ganz richtig im Kopf!“ denke ich und renne los. Der Weg zur Unterkunft ist auf diese Art und Weise relativ schnell erreicht und das Rollen der Maßbänder in den oberen Etagen wird kaum noch wahrgenommen. Jeder hat mit sich selbst zu tun, mit dem Hunger, dem Ärger und der Gesamtsituation, hier zu sein und nichts dagegen tun zu können. Schon beinahe automatisch läuft das Spiel des Anhaltens, Weitermarschierens,  und Treppenhinaufrennens. Innerhalb kürzester Zeit stehen wir wieder im Gang. Der Oberleutnant hält noch kurz eine Rede. Wir erfahren wie viel zu langsam wir sind und dass wir uns unbedingt schnell an den Armeealltag gewöhnen müssen, um unsere Pflichten als Armeesoldat der NVA gerecht werden zu können. „Laber, Laber, Laber!“ denke ich und bin gequält von der Ungerechtigkeit, welche mir in den letzten Minuten widerfuhr. Als endlich der Befehl „Wegtreten!“ erfolgt, taumelt die Kompanie auf ihre Zimmer. Dort warten noch immer die Kleidungssäcke darauf in die Spinde eingeräumt zu werden. Ein Unteroffizier steckt seinen Kopf zu Tür herein. „Die Klamotten erst einmal halbwegs ordentlich in die Spinde! Die Teile, das sind die zwei Taschen hier, kommen auf den Spind. Morgen machen wir dann mit Euch sowieso noch einmal alles neu!“ Er grinst und freut sich schon mächtig auf sein kommendes Ordnungsspiel. „Wenn alles im Schrank ist, dann schnappt ihr Euch Euere Waschtaschen und bringt Euch erstmal selbst auf Vordermann! Waschen, Zähneputzen und ins Bett! Ach ja, das Bett. Beim Bett, da legt ihr das Bettlaken ordentlich um die Matratze und bezieht das Kopfkissen und eine Graudecke mit dem blau- weiß Karierten. Die andere Graudecke kommt ans Fußende! Auch das Bettenmachen üben wir morgen ordentlich! Nun macht hin, denn gleich wird hier Licht ausgemacht, ist eh schon spät!“ So schnell wie er den Kopf zur Tür hereingestreckt hatte, so schnell war er auch wieder verschwunden. Alle im Zimmer rennen wieder durcheinander. Wer weiß was die sich noch ausdenken, wenn das jetzt wieder nicht schnell genug geht? Schnell landet der Inhalt des Sacks im Spind, die zwei merkwürdigen Rucksäcke nebst Stahlhelm landen oben drauf. Besonders ordentlich sieht das zwar noch nicht aus, aber soll es ja auch noch nicht. Dann geht’s ans Bett. Das Beziehen geht Gott sei Dank bei mir recht fix, schließlich hat Mutti es ja mit mir Zuhause oft genug geübt! Nun noch schnell die Waschtasche und ab in den Waschraum! Vielleicht bin ich gar der Erste dort? Mein Blick fällt auf meine bisher noch völlig unbekannten Zimmergenossen. Sie mühen sich gar sehr an den Betten, aber einigen will es einfach nicht gelingen. Ich besiege den inneren Schweinehund und helfe mit. Schließlich kann ich die hier doch nicht einfach so stehen lassen. Bettlaken glatt ziehen, Bettzeug über die Graudecke. Mit der Zeit geht es immer schneller. Nun aber schnell zum Waschen in den Waschraum. Auf dem Gang ist schon ordentlich Tumult. Soldaten in Uniformhose mit Hosenträgern, nacktem Oberkörper und Handtuch über der Schulter sehen wirklich seltsam aus. Ich reihe mich in die Gruppe der nach hinten strömenden und stehe mir einem Male zum ersten Mal im so genannten Waschraum. Es herrscht Hochbetrieb. An den Waschtrögen ist kein einziger freier Platz, also muss ich wieder einmal warten. Auf diese Weise habe ich kurz Zeit mir den Waschraum zu betrachten. Die Boden und Wandfliesen machen einen sauberen und gepflegten Eindruck, obwohl sie sehr abgenutzt sind und einige von ihnen bereits Sprünge aufweisen. Oberhalb der Wandfliesen allerdings sieht es schmuddelig, ja beinahe ekelhaft aus. Auf der ehemals weißen Wand wachsen schwarze und graue Schimmelpilze. Teilweise hat man wohl versucht sie abzuschrubben, was allerdings lediglich zu Streifen geführt hatte. Die Fenster hatten auch irgendwann einmal weiße Farbe abbekommen, wovon nun nur noch einige wenige abgeplatzte Farbpartikelchen übrig geblieben waren. Zwischendrin ist graues vermodertes Holz zu sehen, auf dem schon grünlich Algen sprießen. Die Fensterscheiben hingegen wurden auch weiß gestrichen, was wohl dem Sichtschutz dienen sollte. Selbige weiß getünchte Fenster stellten offenbar eine hervorragende Plattform dar um Sprüche einzuritzen. Meist lese ich allerdings so seltsame Abkürzungen wie EK 88 II  und EK 87 I. Damit kann ich irgendwie noch nicht so richtig etwas anfangen und habe nun auch keine weitere Zeit mehr darüber nachzudenken, da sich vor mir jemand vom Waschtrog löst und ich nun schleunigst seinen Platz übernehmen musste. Ich entledige mich überflüssiger Kleidung und habe das Gefühl von allen Seiten beobachtet zu werden. Ich hasse es, zwischen Menschenmassen entblößt zu stehen. Wo ist die Privatsphäre? Schnell krame ich nach meinem Waschlappen. Hinter mir wird bereits gedrängelt. Na gut, dann halt nur Katzenwäsche! Mehr haben die Anderen augenscheinlich auch nicht betrieben. Noch kurz die Zahnbürste ausgepackt und einige male über die Kauleiste gleiten lassen. Fertig! Nun nichts wie raus und aufs Zimmer. Ich hole den gestreiften Schlafanzug aus meiner Reisetasche. Extra für den Verein hier habe ich mir einen neuen gekauft. Bloß wie jetzt das Teil anziehen, ohne dass die anderen schauen? Zuerst das Oberteil drüber, das ist noch nicht so das Problem. Nun aber die Uniformhose runterlassen! Die weiße, lange Unterhose folgt. Darunter habe ich noch meinen blauen Frottee- Slip an. Er schützt mich nun vor den vermeintlich neugierigen Blicken. Soll ich die Schlüpfer etwa auch noch…? Ohne groß nachzudenken habe ich die Schlafanzughose drüber gezogen. Nicht gerade sehr bequem, aber zumindest konnte keiner kucken. Die Betten füllen sich. Noch einige Male strecken einige Unbekannte ihre Köpfe zur Zimmertür herein, dann wird es still. Auf dem Gang wird gerufen: “Kompanie, Nachtruhe – Licht aus!“ Noch einmal öffnet sich die Tür, ein Arm greift herein, betätigt den Lichtschalter dann ist es still und dunkel. Kein Mucks ist mehr zu vernehmen. Keiner traut sich etwas zu sagen. Eigentlich bin ich hundemüde, aber schlafen ist nicht möglich. Bläulich schimmert das Licht von der Betonstraße hoch. Tausende Gedanken gehen mir durch den Kopf. Was werden die zuhause jetzt wohl machen? Ob sie alle schon schlafen? Ob Isabelle jetzt im Augenblick zuhause ist? Heute ist Mittwoch, da ist Disko in der Brücke. Ob sie allein hingegangen ist? Sie hat mir versprochen artig zu sein. Ich vertraue ihr! Wirklich? Ich weiß es nicht. Jetzt bloß nicht reinsteigern! Ich kann nicht verhindern, dass sie fortgeht. Eineinhalb Jahre zuhause hocken, dass kann keiner verlangen. Schon wieder fange ich an zu zweifeln, ob sie diese lange Zeit durchhalten wird. Das ist aber der Strohhalm an den ich mich klammere. Nun steigere ich mich doch hinein und bekomme einen dicken Kloß im Hals. Mir ist wie heulen zumute. Was würde ich dafür geben, könnte ich mich jetzt in den Zug setzen und einfach nach Hause fahren! Die Realität sieht leider anders aus. Die Realität liegt blau- weiß kariert über mir und zu meinen Füßen eine hässliche Graudecke mit der Aufschrift NVA. Die Gedanken rinnen immer zäher durch den Kopf und irgendwann schlafe ich zum ersten Mal unter dem fremden brandenburgischen Himmel von Jänschwalde Ost ein.

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